Artikel aus Februar 2020 BBAG Magazin

NEUES VOM NETZ-
WERKPARTNER:
T OHR
von Florian Schneider
The Show must go on – und so rollte zum
Ende der letzten Saison auch wieder der
Ball im Deutschen Profi-Fußball; aller.
dings ohne Zuschauer*innen. Keine Zu
schauer*innen bedeutet gleichzeitig auch
keine Nutzer*innen für die Blindenrepor-
ter*innen in den deutschen Stadien.
Da es im TV keine, beziehungsweise nur
selten eine Audiodeskription zur Verfü-
gung gestellt wurde, haben wir uns bei
T_OHR gefragt, wie zukünftig auch blin-
de und seheingeschränkte Menschen die
Spiele verfolgen können. Es mussten also
dringend Konzepte für eine Teilhabe ge-
funden werden.
Die finale Lösung: Die Blindenreporter*in-
nen beschreiben die Spiele von einem TV-
Bild und die Vereine stellen barrierefreie
Audioangebote auf ihren Webseiten zur
Verfügung. T_OHR stand den Vereinen für
Beratungen zur Verfügung, sowie bei der
Umsetzung des ein oder anderen Strea-
ming-Angebotes. Gerade dort konnten
viele Fragen in Bezug auf Lizenzen und
Umsetzung geklärt werden.
Auch die Reporter*innen selbst standen
vor einer großen Herausforderung, da bei
einer Bildschirm-Reportage, beispielswei-
se durch Schnitte und Nahaufnahmen,
neue ungewohnte Momente erzeugt wer-
den. Wie trotz der neuen Herausforde-
rungen eine qualitativ hochwertige Blin-
denreportage ermöglicht werden kann,
darüber haben sich die T OHRianer Ge-
danken gemacht.
Im Auftrag der DFL wurden Schulungen
entwickelt, die genau diese neuen Her-
ausforderungen den Blindenreporter*in-
nen näherbringen sollen.
Insgesamt wurden sechs Schulungen an-
geboten, fünf im Auftrag der Deutschen
Fußball Liga (DFL) und eine Schulung im
Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes
(DFB).
„,Corona-bedingt“ wurden alle Schulun-
gen Online abgehalten. Hierfür wurde die
Plattform Zoom genutzt, der dafür nötige
Zugang wurde von Kickln! kostenfrei im
Sinne der gemeinsamen Teilhabe zur Ver-
fügung gestellt.
Als Dozent stand mit Broder-Jürgen Tre-
de ein freier Mitarbeiter von T OHR zur
Verfügung. Er verfügt über langiährige Er.fahrungen im Bereich der AD. Zu seinem
Portfolio zählen unter anderem Audio-
deskriptionen für zahlreiche Bundesliga,
WM- und EM-Spiele. Zudem hat er abseits
des Fußballs beispielsweiße die Olympi-
schen Spiele im Öffentlich-Rechtlichen
Rundfunk audiodeskribiert.
Die Video-Schulungen beleuchteten alle
Blickwinkel rund um das Thema Audiode-
skription.
So wurde gemeinsam erarbeitet, wie Wie-
derholungen, die von der Kameraregie
eingeblendet werden, lebhaft beschrie-
ben und gut und sinnvoll in der Reportage
eingesetzt werden können.
Eine weitere Herausforderung sollte das
Fehlen der Stadionatmosphäre darstel-
len. Wie eine lebhafte und spannende Re-
portage auch ohne stimmungsvolle Stadi-
ongeräusche möglich ist, wurde ebenfalls
in der Schulung behandelt.
Alles in allem haben die T_OHRianer vie-
le positive Rückmeldungen für die Schu-
lungen erhalten. Zudem sind durch die
Geisterspiele zahlreiche neue Fanradios/
Clubradios entstanden.
Eine vollständige Auflistung mit den Links
zu den Blindenreportage-Radios ist nun
auf der Homepage von AWO-Passgenau
e.V. zu finden. Wir von T_OHR möchten
uns noch einmal bei den Teilnehmern für
den großen Zuspruch, sowie der DFL, dem
DFB und natürlich Kickln! bedanken.
Teilhabe für Alle –
Cartoons und
Karikaturen
Mit dem Ausbruch des Corona-Virus sind
auch die T OHRianer ins Homeoffice ge-
zogen.
Viele bereits geplanten Veranstaltungen
wurden abgesagt oder auf unbestimmte
Zeit verschoben.
In dieser neuen und außergewöhnlichen
Situation mussten andere,
innovative
Möglichkeiten der Teilhabe gefunden
werden und so entstand die Idee, Karika-
turen und Cartoons für blinde und seh-
beeinträchtige Menschen zugänglich zu
machen – durch eine ausführliche und
detailreiche Bildbeschreibung.Bundesweit bekannte Zeichner und Car-
toonisten, unter anderem Ralph Ruthe,
Michael Holtschulte (Tot aber lustig), Oli
Hilbring (SchönDoof!), Christoph Härrin-
ger (Härringers Spottschau), Miguel Fern-
andez (Gegen den Strich) und Phil Hubbe
(HUBBECartoons), zeigten sich von der
Idee begeistert und stellen auch in Zu-
kunft ihre Werke zur Verfügung.
Seit nunmehr acht Wochen beschreiben
die T OHRianer die Zeichnungen der
Künstler und posten diese regelmäßig
auf den gängigen Social-Media-Kanälen
(Facebook, Twitter, Instagram),
Die Facebook-Seite von T OHR lautet: